Logo of deutsche akademie für krisenmanagement – official branding
  • Oktober 23, 2025

Einleitung Lernen aus realen Krisen

Die letzten Jahre haben unser Verständnis von Sicherheit und Stabilität grundlegend verändert. Was lange als unwahrscheinlich galt, ist zur Realität geworden: Kriege in Europa, Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen, Lieferkettenstörungen, Energieengpässe und ein wachsendes Maß an Desinformation.

Krisen sind kein Ausnahmezustand mehr, sie sind ein dauerhafter Begleiter. Und doch zeigen viele Ereignisse, dass das deutsche Krisenmanagement oft noch zu reaktiv, zu behördenzentriert und zu theoretisch gedacht wird.

Während staatliche Strukturen auf formale Prozesse und Zuständigkeiten setzen, kämpfen Unternehmen mit ganz anderen Herausforderungen: Entscheidungen unter Unsicherheit, Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Partnern und Kunden und der Notwendigkeit, im Ernstfall schnell handlungsfähig zu bleiben.

Krisenmanagement ist heute kein Thema mehr für Spezialisten, sondern eine Führungsaufgabe. Wer vorbereitet ist, gewinnt Zeit, Vertrauen und Stabilität; wer zögert, verliert Kontrolle.

Vergleich Ukraine – Deutschland

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 hat die Ukraine gezeigt, was funktionierendes Krisenmanagement bedeutet nicht in der Theorie, sondern im Alltag. Unternehmen, Behörden und Zivilgesellschaft haben unter extremen Bedingungen Strukturen geschaffen, die funktionieren, weil sie pragmatisch, flexibel und menschlich sind.

Aus dieser Erfahrung lassen sich wichtige Lehren für Deutschland ziehen:

  1. Schnelle Entscheidungsfähigkeit schlägt Perfektion.
    In der Ukraine müssen Entscheidungen oft mit unvollständigen Informationen getroffen werden. Zögern kann dort unmittelbare Konsequenzen haben. In Deutschland hingegen werden Entscheidungen häufig so lange abgestimmt, bis sie an Wirkung verlieren.
  2. Kommunikation ist Teil der Sicherheit.
    In ukrainischen Unternehmen ist Krisenkommunikation keine PR-Aufgabe, sondern eine Führungsfunktion. Informationen werden ehrlich, klar und schnell geteilt, intern wie extern. In Deutschland dagegen herrscht in vielen Organisationen noch die Angst, durch Offenheit Schwäche zu zeigen.
  3. Verantwortung wird dezentral gelebt.
    Ukrainische Teams handeln, wenn sie müssen, nicht, wenn sie dürfen. Das Vertrauen in die Kompetenz der Mitarbeitenden ist hoch. Deutsche Organisationen hingegen sind oft zu stark von Hierarchien geprägt, was in der Krise zu Verzögerungen führt.
  4. Resilienz wird trainiert, nicht diskutiert.
    Ukrainische Unternehmen führen regelmäßig Notfallübungen durch, auch unter realistischen Bedingungen. In Deutschland beschränken sich viele Organisationen auf theoretische Handbücher.

Diese Unterschiede sind kein Zeichen mangelnder Kompetenz, sondern eine Frage der Kultur. Deutsches Krisenmanagement kann viel von der ukrainischen Praxis lernen, vor allem wie man Stabilität durch Handlungsfähigkeit ersetzt.

Was deutsche Unternehmen jetzt tun müssen
Deutschland steht an einem sicherheitspolitischen Wendepunkt. Die geopolitische Lage, zunehmende Cyberangriffe und wachsende Abhängigkeiten in globalen Lieferketten zeigen: Krisen sind kein Szenario, sondern eine Wahrscheinlichkeit.

Hybride Bedrohungen in Deutschland, also die Verbindung aus digitalen Angriffen, wirtschaftlicher Destabilisierung und Desinformation, sind zur neuen Normalität geworden. Unternehmen sind dabei längst Teil dieser Angriffsflächen, auch wenn sie sich nicht als sicherheitsrelevant verstehen.

Störungen der Lieferketten in Deutschland haben zudem einen Dominoeffekt: Ein fehlendes Bauteil in Asien kann Produktionsbänder in Bayern oder Nordrhein-Westfalen zum Stillstand bringen. Jede Störung ist auch eine Frage des Vertrauens gegenüber Kunden, Partnern und Märkten.

Against this backdrop, companies must rethink their crisis management structures. Three key areas are in focus:

Frühwarnsysteme und Szenarioanalyse
Krisen entstehen selten aus dem Nichts. Wer geopolitische, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen aktiv beobachtet, erkennt Risiken, bevor sie Realität werden. Frühwarnsysteme müssen interdisziplinär sein. Technologie, Logistik, Personalwesen und Kommunikation müssen zusammengeführt werden.

Krisenstab und Entscheidungsarchitektur
Ein Krisenstab ist kein theoretisches Gremium, sondern ein handlungsfähiges Team. Rollen, Entscheidungsbefugnisse und Kommunikationswege müssen im Vorfeld definiert und regelmäßig trainiert werden. Die erste Stunde entscheidet über die kommenden Tage.

Kultur der Resilienz
Technische Systeme können Menschen nicht im Stich lassen. Eine resiliente Organisation lebt von Vertrauen, Transparenz und gelebter Zusammenarbeit. Führungskräfte müssen lernen, Unsicherheit zu tolerieren und gleichzeitig Orientierung zu geben.

Germany needs an understanding of crisis management that is based not on administration but on responsibility.

Drei Praxistipps für den Krisenstab
Ein gut funktionierendes Krisenmanagement-Team ist das Rückgrat jeder Organisation in Ausnahmesituationen. Doch Theorie allein reicht nicht aus; es kommt auf Verhalten, Schnelligkeit und Klarheit an.

Tipp 1: Vorbereitung ist Führungssache
Das Krisenmanagement-Team darf nicht nur im Notfall aktiviert werden. Führungskräfte müssen das Thema regelmäßig auf die Tagesordnung setzen, nicht als Compliance-Thema, sondern als Bestandteil des strategischen Managements. Jede Krise ist eine Bewährungsprobe für Führungskräfte, kein Kommunikationsproblem.

Tipp 2: Kommunikation ist Handlungsfähigkeit
In einer Krise zählt jede Minute. Klare Kommunikationswege, sowohl intern als auch extern, verhindern Panik, Missverständnisse und Vertrauensverlust. Ein abgestimmtes Kommunikationshandbuch, das für verschiedene Szenarien vorbereitet ist, ist unerlässlich. Ebenso wichtig: Mitarbeiter müssen wissen, wer wann mit welcher Botschaft spricht.

Tipp 3: Realistische Übungen schaffen Sicherheit
Trainings und Simulationsübungen unter realistischen Bedingungen sind der effektivste Weg, die operative Handlungsfähigkeit zu stärken. Dabei sollten nicht nur Führungskräfte, sondern auch operative Teams einbezogen werden. Simulationen, die Stress, Zeitdruck und Informationsmangel beinhalten, zeigen, wo Strukturen funktionieren und wo nicht.

Ein Krisenstab, der regelmäßig übt, reagiert im Ernstfall nicht, sondern handelt.

Fazit Vom Plan zur Haltung
Krisen werden bleiben. Ob geopolitische Spannungen, hybride Bedrohungen in Deutschland, Lieferkettenstörungen oder sicherheitspolitische Entwicklungen, Resilienz ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis bewusster Vorbereitung.

Das deutsche Krisenmanagement muss sich von der Vorstellung lösen, Krisen seien planbar oder abgrenzbar. Die Zukunft erfordert ein dynamisches, adaptives System, das Menschen, Technik und Prozesse verbindet und vor allem Führung, die Verantwortung übernimmt.

Führungskräfte sollten sich fragen:

  • Wie handlungsfähig ist mein Unternehmen in den ersten 60 Minuten einer Krise?
  • Wie transparent kommunizieren wir in unsicheren Lagen?
  • Wie oft trainieren wir unsere Krisenstruktur wirklich?

Wer darauf keine klare Antwort hat, sollte jetzt handeln.
Der Krisens-Intensivtag der Deutschen Akademie für Krisenmanagement bietet Führungsteams die Möglichkeit, unter realistischen Bedingungen zu trainieren, Schwachstellen zu erkennen und Entscheidungsfähigkeit zu stärken.

Krisenfestigkeit ist kein Zustand, sondern eine Haltung. Sie beginnt mit der Entscheidung, Verantwortung zu übernehmen.

Möchten Sie wissen, wie wir Ihrer Organisation/Institution helfen können? Kontaktieren Sie uns noch heute.

Leave a Reply

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert